Mein "Mayor Pain"
- Nicole
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Hier ist er nun, mein allererster Blog-Artikel für meinen - meinen!! ^^' - Blog "Rabenfeder". Soll ich dir was verraten? Meine Webseite gibt es schon seit etwa einem Jahr. Ich bin auf die Idee gekommen, ihn zu veröffentlichen, als meine Therapie mit Mrs. S. zu Ende ging und ich mir überlegt habe, was ich dann um Himmels Willen mit all diesen Gedanken in meinem Kopf anstellen soll. Ich schreib schon auch viel Tagebuch, aber da tut mir oft die Hand vom Schreiben weh - tippen geht da schon wesentlich einfacher :D Und ich dachte mir: Hey, vielleicht fühlen sich noch n paar Leute manchmal so wie ich - überfordert vom eigenen Kopf und alleine damit. Denn reden möchte oder kann man einfach nicht über alles, aus dem einfachen Grund, dass es oft so voll und laut innerhalb dieses Schädelknochens ist, dass man selbst die Übersicht verliert - wie soll man das einem Menschen, der kein Therapeut ist und das jahrelang gelernt hat, verständlich machen, was einen gerade beschäftigt?
Dennoch habe ich festgestellt: Raus aus dem Kopf ist das beste, was ich machen kann. Sobald ich rede oder schreibe muss ich meinen Gedanken eine Struktur, einen roten Faden geben. Und damit sortiert sich für mich einiges von selbst. Manchmal denk ich mir: Alter, was für einen Bullshit trägst du da mit dir rum, das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!
Und manchmal erkenne ich Zusammenhänge, die ich innerhalb meines Kopfes einfach nicht geschnallt habe.
Und beides hilft ungemein. Mir zumindest. Und ich bin überzeugt, darüber zu reden oder, wenns allzu laut im Kopf ist, darüber zu schreiben, das würde vielen Menschen beim Sortieren helfen.
Warum also schwebt meine Rabenfeder seit einem Jahr in der Luft?
Weil ich zwar gelernt habe, Mayor Pain in meinem Kopf schon auch mal zurückanzuschnauzen, sodass der mit offenem Mund und großen Augen dasteht und erstmal Ruhe gibt. Manchmal argumentiere ich ihm auch sanft und voll spirituell entwickelt und so vor, warum genau er gerade Unrecht hat. Dann guggt er net ganz so blöd, manchmal nickt er sogar und gibt mir Recht.
Aber mal ehrlich, der Typ hat noch immer ne mords Macht über mich.
Ich hass ihn nicht mehr. Dank Mrs. S. habe ich gelernt, mit ihm zu leben und ihm sogar dankbar zu sein, weil er mich beschützen will. Allerdings ist Mayor Pain wie eine Autoimmunerkrankung: Er übertreibt's krass mit dem Beschützen. Bevor ich irgendwas vermeintlich Dummes machen kann, das schief gehen und mir wehtun könnte, brüllt er mich lieber präventiv an, dass ichs sein lassen soll. Bei Rabenfeder hat er ständig Dinge genörgelt wie "Wer bist DU denn eigentlich, dass du glaubst, irgendjemanden würde interessieren, was du schreibst?" oder "Das ziehst du doch eh wieder nicht durch". Ganz schön hart, oder?
Ja, und deswegen hats so lange gedauert. Ich hab anfangs viel Herzblut in die Gestaltung meines Blogs gesteckt, aber dann war das gröbste gemacht und es ging ans Eingemachte und ich bekam n bisschen Schiss. Ich hab mir zwar selbst versprochen, dass ich diesen Blog primär für mich selbst betreibe, um zu schreiben (was mir Spaß macht) und meinen Kopf freizukriegen (was halt einfach gut ist) - aber sollte sich rausstellen, dass wirklich keine Menschenseele meinen Blog besucht, dann könnte, ehrlich gesagt, so n kleiner Teil in mir schon etwas eingeschüchtert sein und das Projekt als gescheitert sehen. Ich habe versagt. Mal wieder. (vermeintlich!!)
Und was hat sich jetzt geändert?
Tja, es ist genau das passiert, was ich in meiner Sparte "Über mich" geschrieben habe. Ich habe vermeintlich Rückschritte in meiner Entwicklung gemacht und mein Selbstwertgefühl hat stark darunter gelitten. Es wurde immer lauter und chaotischer in meinem Kopf, bis ich jetzt spontan beschlossen habe, dass damit Schluss sein muss, dass ich ein Ventil brauche. Und ich habe beschlossen, dass dieses Ventil Rabenfeder ist und nichts gegen dich, lieber Leser, liebe Leserin (es ist voll schön, dass du tatsächlich hier bist!!) - aber wieviele Leute meine geistigen Ergüsse hier verfolgen oder nicht, das bereitet mir keine Sorge mehr.
...zumindest gerade ;)
Kennst du das? Dir selbst im Weg zu stehen und dich selber auszubremsen bei Dingen, die dir guttun würden, die dich weiterbringen könnten - nur weil deine Version von Mayor Pain dir immer wieder sagt, dass es schief gehen wird?
In der Theorie ist es für mich leicht, dir zu sagen: Keiner deiner Anteile meint es böse mit dir, auch wenn er dir das Leben schwermacht. Alles in dir will dich beschützen.
Soll ich dir kurz erzählen, wie mein Mayor Pain entstanden ist? Ich war in meiner Schulzeit Mobbingopfer. Jetzt nicht so krass mit Kopf ins Klo tunken und so, aber ich war eine "Streberin", ich war moppelig und meine Klamotten, mein ganzes Aussehen entsprach nicht dem aktuellen Modestil. Also hatten es einige Verhaltensweisen mir gegenüber echt in sich. Am meisten wehgetan haben immer die Angriffe, mit denen ich nicht gerechnet habe - einmal hat einer sich fies grinsend über meine "fetten Arme" lustig gemacht. Ich weiß noch, dass ich vollkommen verwundert meine Arme betrachtet habe, was mein Gegenüber erstrecht zum Lachen brachte und ich hab mich gefragt: wie kann ich mich selbst so schlecht kennen? Wieso sehen mich andere anders, als ich mich? Und da fing ich an, mich selbst nach allem abzuscannen, was nicht gut war. Ich fing an, selbst fiese Sachen über mich zu sagen, weil das weniger wehtat, als wenn jemand fremdes das tat. Mayor Pain war geboren.
Was in meiner Kindheit, in dieser Situation ein Schutzimpuls war, macht mir schon mein ganzes Erwachsenenleben schwer. Jetzt werde ich nicht mehr ausgegrenzt und beleidigt, aber ich suche noch immer fleißig die Fehler in mir. Erkennst du's?
In der Praxis dagegen ist es verflixt schwer, den inneren Kritiker still zu stellen - oder ihn überhaupt erst zu erkennen. Das bedeutet wahnsinnig viel Übung und selbst, wenn ich ihn auf frischer Tat ertappe, schaffe ich es bei weitem nicht immer, tatsächlich gegen ihn anzukommen. Ich kann dir nur sagen, was mir dabei hilft: Schreiben. Meditieren und dabei einen inneren Dialog mit ihm führen. In die Natur gehen. Mit lieben Menschen reden. Manchmal mache ich es mir leicht und übertöne ihn einfach mit lauter Musik. Das ist effektiv, aber nicht zielführend, muss ich mal so sagen. ^^'
...oder Hunde streicheln. Das geht auch :)
Wenn du tatsächlich bis hierher gelesen hast und mir irgendwas sagen möchtest, dann benutze gerne meine Kontaktfunktion.
Ansonsten: auch gut. Dann hoffentlich bis zur nächsten Feder, die ich lasse. <3
So entlasse ich dich aus meinem allerersten Blogbeitrag (kraaaaaaass :D)
Alles Liebe,
Nicole
Welch netter Blog... Und lass Dir sagen... Ich fand Dich, die wenigen Male die ich dich kennengelernt habe. Wundervoll und dazu wunderschön.. Allein deine Gitarreneinlage, bereitet mir noch heute gänsehaut... Denk immer daran... Das selbst der kleinste Stern am Firmament eine Sonne ist... Ich freu mich auf mehr... Liebe Grüße Natalie
Hi Nici, ich bin total überrascht und freue mich sehr, das Du einen Weg für Dich gefunden hast. Einfach das Du Dich getraut hast, diesen Weg zu gehen. Das erfordert viel Mut und auch Kraft und Willensstärke.
Gerne folge ich Deinem Blog und wünsche Dir viel Glück. Wünsche Dir, das er Dir das gibt was Du suchst und Dir Gutes tut.
Ich bin sehr stolz auf Dich.
In Liebe , Deine Mama